Umwelt- und Klimaschutz
beginnt vor Ort!
Der Klimawandel bedroht die Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen. Die Folgen der eingetretenen Erderwärmung sind bereits heute deutlich sichtbar. Jeder, der offen durch die Welt geht, kann die Veränderungen in der Natur beobachten. Und jeder, der sich ernsthaft mit den wissenschaftlichen Fakten hierzu auseinandersetzt, weiß, dass wir deutlich größere Anstrengungen für den Natur- und Klimaschutz unternehmen müssen. Klimaschutz gehört daher auf allen Ebenen – international, national und lokal – zu den vorrangigsten Zielen und größten Herausforderungen.
Global denken – lokal handeln!
Auch die Gemeinde Senden bekennt sich dieser eigenen, lokalen Verpflichtung. Der Gemeinderat hat dies durch die am 1. Oktober 2019 verabschiedete Klimaschutzresolution eindrucksvoll bekräftigt.
Ökologie und Ökonomie müssen dabei keine Gegensätze sein. Dies zeigen viele energetische Maßnahmen an kommunalen Gebäuden. Insbesondere Investitionen in die Photovoltaik und die Windkraft rechnen sich meist für den kommunalen Haushalt und das Klima.
Das Klimaschutzkonzept
Ein besonders ambitioniertes Ziel der Klimaschutzresolution ist die kommunale Stromautarkie bis zum Ende des Jahres 2025. Das bedeutet, dass die Gemeinde sich zum Ziel gesetzt hat, ab 2026 soviel Strom aus regenerativen Energiequellen vor Ort zu produzieren, wie rechnerisch in der gesamten Gemeinde verbraucht wird. Wir werden dieses Ziel durch den Ausbau der Windenergie und Photovoltaik in den nächsten Jahren sogar übererfüllen. Das beschlossene Klimaschutzkonzept gibt zudem konkrete Empfehlungen zur CO2-Reduzierung in der Gemeinde u.a. in den Sektoren Strom, Wärme, Verkehr. Dabei sollen alle wichtigen Akteure beteiligt werden, denn ein effektiver Klimaschutz und die Energiewende ist nur möglich, wenn Unternehmen, private Haushalte und die politische Gemeinde ihren Beitrag hierzu leisten.
Green-Deal für Senden
Ein modernes Windrad produziert heute jährlich Strom für umgerechnet ca. 3.000 bis 4.000 Haushalte. Aber auch Photovoltaikanlagen (auf Dächern, Freiflächen- bzw. Agri-PV-Anlagen) tragen erheblich zum Gelingen der Energiewende bei. Moderne Windkraft- und Photovoltaikanlagen sind effizient und ökologisch zugleich. Ihre Bestandteile sind recyclebar und die Anlagen amortisieren sich energetisch und ökonomisch binnen kurzer Zeit. D.h. in kurzer Zeit haben sie bereits den Energieeinsatz für die Herstellung der Anlage durch den erzeugten regenerativen Strom erwirtschaftet und den CO2-Verbrauch gesenkt.
Durch das neue Bürgerenergiegesetz werden von zukünftigen Anlagen auch die Gemeinden und die Bürgerinnen und Bürger vor Ort profitieren. So sieht das Gesetz vor, dass die Betreiber von Windrädern oder Freiflächen-PV-Anlagen die Einwohner und auch die Gemeinde an der Wertschöpfung finanziell beteiligen sollen. Gleichzeitig bleiben mindestens 90% der Gewerbesteuereinnahmen in der Kommune. Hierzu wird die Verwaltung in diesem Jahr entsprechende Verhandlungen aufnehmen, damit die Bürger auch von der Wertschöpfung vor Ort, z.B. durch Beteiligungen wie lukrative Nachrangdarlehen, finanziell profitieren können. Darüber hinaus erhalten die Kommunen 0,2 ct je erzeugter Kilowatt-Stunde Strom. Diese Erlöse möchte ich für Klimaschutzmaßnahmen und einen klimafreundlichen ÖPNV einsetzen.
Kommunale Wärmeplanung
Neben der Erzeugung, Speicherung und der Verteilung von regenerativem Strom (über auszubauende Hochspannungs-, Mittelspannungs- und Ortsverteilnezte) liegt in den kommenden Jahren auch ein großes Augenmerk auf der Wärmewende. Die Gemeinde erstellt hierzu aktuell mit einem beauftragten Fachbüro zusammen eine kommunale Wärmeplanung. Dieser regelmäßig fortzuschreibende Wärmeplan dient als strategisches Steuerungsinstrument, um erste Informationen zu erhalten, wo innerhalb der Gemeinde eine dezentrale oder zentrale Wärmeversorgung (z.B. über ein Nahwärmenetz) sinnvoller sein könnte.
Zum Gelingen der Energiewende werden wir aktive Städte und Gemeinden sowie einen gesunden Pragmatismus benötigen. Durch einen Mix aus Energiegewinnung aus Wind, Sonne, Biomasse oder Geothermie sollten wir hier mit einem guten Beispiel vorangehen. Dabei müssen Ökologie und Ökonomie kein Widerspruch sein. Durch verschiedene Maßnahmen ist in Senden eine (rechnerische) Klimaneutralität weit vor dem Jahr 2045 möglich. Ein gutes Beispiel ist die geplante Biomethan-Einspeisung durch die Ottmarsbocholter Naturenergien Schulze Bölling. Die Familie Schulze Bölling betreibt bereits heute mit Biogas betriebene Blockheizkraftwerke (BHKW), die z.B. die Davertschule und die Sporthalle in Ottmarsbcholt mit regenerativen Strom und Wärme versorgen. Die Einspeisung aus der Dorfbauerschaft in das örtliche Erdgasnetz könnte rd. 1/3 des aktuellen Erdgasverbrauches in unserer Gemeinde durch regeneratives Biomethan ersetzen.
Durch planerische Vorgaben haben wir in den letzten Jahren die richtigen Weichenstellungen gesetzt. Die ersten Windräder und auch eine Agri-PV-Anlage liefern regenerativen Strom in unserer Gemeinde. Mehrere Windenergie- und Freiflächen-PV-Anlagen befinden sich aktuell im Planungs- und Genehmigungsprozess. Mein Vorschlag: die zusätzlichen hieraus zu erwartenden Gewerbesteuern sollten je zu 50% in energetische Maßnahmen an kommunalen Gebäuden, wie z.B. Schulen oder Sporthallen, und in finanzielle Anreize für klimafreundliches Verhalten, wie z.B. Zuschüsse für den ÖPNV o.ä., fließen. Hierdurch entstünde ein höherer Hebel für mehr Klimaschutz und die Bürgerinnen und Bürger würden an der kommunalen Wertschöpfung aus vor Ort erzeugter Energie beteiligt. – Das wäre ein ökologischer und ökonomischer Benefit!
Aber auch im Bereich der klimafreundlichen Mobilität (ÖPNV-Förderung und Radverkehrsförderung) haben wir in den letzten Jahren einiges umgesetzt und vieles angestoßen, was noch umgesetzt werden soll.
Es gibt nix Gutes, außer man tut es. Seien wir mutig und gehen wir mit gutem Beispiel voran. Getreu dem Motto: „Global denken – lokal handeln“.